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Newsletter Appenzeller Kammerorchester April 2024

Newsletter Appenzeller Kammerorchester April 2024
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April 2024

Liebe Freundinnen und Freunde des Appenzeller Kammerorchesters

Unser nächstes Konzertprogramm ist ganz den Werken von Komponistinnen gewidmet. Ob Tochter aus gutem Haus, Wunderkind oder Autodidaktin ohne Notenkenntnis: Die Geschichte komponierender Frauen ist immer auch die Geschichte ihres Bemühens um Anerkennung. Reservieren Sie sich die Daten der Konzerte, wir freuen uns auf Sie. 

Im Januar haben wir darüber informiert, dass unser langjähriger Dirigent Jürg Surber seine Aufgabe Ende Jahr einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin übergeben möchte. Das Bewerbungsverfahren läuft wie geplant. Nach drei Probedirigaten Ende April hoffen wir, die Nachfolge wählen zu können. Mehr dazu voraussichtlich im nächsten Newsletter. 

Herzliche Grüsse

Anita Dörler, Präsidentin


Konzertdaten

Bitte beachten Sie: Bei den Konzerten Mitte Juni haben sich Änderungen ergeben. Das Konzert vom Samstag, 15. Juni 2024, findet neu um 20.00 Uhr in der Kath. Herz-Jesu-Kirche in Buchs SG statt, und das Konzert vom Sonntag, 16. Juni 2024, im Pfalzkeller in St.Gallen beginnt neu um 18.00 Uhr. Solistin ist die Pianistin Lisa Maria Schachtschneider

 

  • Freitag, 14. Juni 2024, 19.30 Uhr, Kirche Wolfhalden
  • Samstag, 15. Juni 2024, 20.00 Uhr, Kath. Herz-Jesu-Kirche, Buchs SG
  • Sonntag, 16. Juni 2024, 18.00 Uhr, Pfalzkeller, St.Gallen


 

Das stete Bemühen um Anerkennung

KOMPONISTINNEN

«Es sollen keine kleinen Lieder sein, was als erstes von mir zu sehen sein wird. Denn Lieder, wirklich schöne Lieder, schreiben viele meines Geschlechts. Kammermusikwerke … das ist der Auftakt, den ich mir wünsche. Man könnte leichter einem Felsen ein Stück entreissen als mir meine Idealvorstellung: die Aufwertung der Frauen!»

Elfrieda Andrée (1841  1929), schwedische Organistin und Komponistin. 

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Illustration: Werner Meier.

 

Tochter aus gutem Haus

Marianna Martines wächst als Tochter eines hohen Diplomaten in Wien auf in einem Umfeld, das ihr Bildung in Literatur, Sprachen und in Musik ermöglicht. Von den besten Musikern ihrer Zeit (u.a. Joseph Haydn) unterrichtet, tritt sie als Sängerin und Cembalistin auf. Ihre Kompositionen werden aufgeführt, darunter eine Messe in der Wiener Hofkirche, für eine junge Frau ganz aussergewöhnlich. Gedruckt wird allerdings ausser zwei Klaviersonaten kein weiteres Werk, und so gerät sie bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit. Trotz ihrer Bekanntheit kann sie als Frau keine Anstellung am Hof oder als Kirchenmusikerin erhalten. So wird ihr Salon in Wien, in dem auch Mozart verkehrte, zum Ort ihrer musikalischen Verwirklichung als Solistin und Komponistin.


Wunderkind

Clara Wieck wird als Tochter eines Klavierlehrers vom Vater von Beginn an gefördert und in der Öffentlichkeit präsentiert. Bereits mit 14 Jahren schreibt sie das Klavierkonzert in a-moll. Die Ehe mit dem neun Jahre älteren Robert Schumann bringt sie an den Rand ihrer Kräfte im Spannungsfeld von Kinderkriegen, Solokarriere und Unterstützung des psychisch und körperlich labilen Ehemanns. Robert unterstützt sie, allerdings manchmal im Widerspruch zu seiner Erwartung an sie als Solistin und Mutter. Er schreibt am 17. Februar 1843 ins Ehetagebuch: «Klara hat eine Reihe von kleineren Stücken geschrieben, (…). Aber Kinder haben und einen immer phantasierenden Mann, und componieren geht nicht zusammen.» 


Noch ein Wunderkind

Ruth Gipps, in eine musikalische Familie hineingeboren, tritt bereits mit vier Jahren öffentlich auf, komponiert mit acht ein erstes Stück und beginnt mit 15 Jahren ihr Studium am Royal College of Music in London mit Oboe, Klavier, Komposition und Dirigieren. Frühe Erfolge als Komponistin ebnen ihr den Weg im Musikleben Englands; als Dirigentin bleibt ihr allerdings eine Stelle als Leiterin eines grossen Orchesters verwehrt. Ihre stilistische Einordnung in der britischen Spät- und Nachromantik zeigt sich auch im Streicherpoem «Cringlemire Garden» aus dem Jahre 1952.


Woman of Colour 

Florence Price schreibt in einem Brief an den Dirigenten Sergei Kussewizki: «(…) ich habe zwei Handicaps (…), ich bin eine Frau und habe auch schwarzes Blut in meinen Adern.» Sie ist die erste afroamerikanische Frau, von der ein Werk von einem grossen Orchester in den USA aufgeführt wurde. Neben Erfolgen als Komponistin gibt es aber auch Rückschläge, und ein Grossteil ihrer rund 300 Kompositionen bleibt unveröffentlicht. Das Werk «Adoration», 1951 für Orgel solo geschrieben, wurde in Arrangements für unterschiedliche Besetzungen sehr populär.


Autodidaktion ohne Notenkenntnis

Josefine Alder kommt als Teil der bekannten Streichmusikdynastie Alder früh in Kontakt mit Musik. Sie pflegt die Tradition des Solo-Klavierspiels und bestreitet ganze Tanzanlässe allein. Als Autodidaktin ohne Notenkenntnis geben ihr die schwarzen Tasten eine bessere Orientierung, und so spielt sie nur in B-Tonarten. Wenn also ein Geiger dazu kommt, stimmt dieser seine Geige stets auf B. 

Josefine Alder lebte zusammen mit ihrem Bruder in der Osteregg oberhalb Urnäsch. Genau genommen im «Chrüsi», das heute (umgebaut) als Lagerhaus genutzt wird. Ihr Neffe, der bekannte Alders Jock, hat ihre Melodien in Noten gesichert.


Solistin im Klavierkonzert

Die Pianistin Lisa Maria Schachtschneider lebt seit zehn Jahren in der Ostschweiz und ist eine gefragte Solistin, Liedbegleiterin und Kammermusikerin. Sie tritt regelmässig in vielen Städten Deutschlands, in Österreich, Liechtenstein, in Italien und der Schweiz auf. Im Januar 2024 führte sie eine Tournee mit ihrem west-östlichen Trio One World durch sechs indische Metropolen.

2021 übernahm Lisa Maria Schachtschneider die künstlerische Co-Leitung der Ostschweizer Konzertreihe KISSS (Konzerte-Kunst-Kultur in Sennwald-Salez-Sax) und die künstlerische Assistenz des Swiss Female Composers. Seit 2023 hat sie eine Organisten-Stelle an ihrem Wohnort Quarten inne und von 2009 bis 2015 war sie Dozentin für Klavier an der Universität und Musikhochschule Würzburg.

 

Lisa Maria Schachtschneider. Bild: zVg.


Hannegret Näf, Registerführerin Celli/Bässe

Zum Cello kam ich wie die Jungfrau zum Kind

Hannegret Näf am Cello. Bild: zVg.

Ich bin in einem kleinen Bauerndorf im Aargau aufgewachsen. Ab der 6. Klasse besuchte ich die Bezirksschule in einem benachbarten grösseren Ort. Damals, um 1960, beschäftigte diese Schule einen Musikdirektor. Man konnte zu geringem Preis Instrumente mieten und bekam gratis Gruppenstunden auf fast jedem Instrument. Von Klavier über Geige, Cello, Flöte, Trompete oder Klarinette  der Musikdirektor, «Barock» genannt, unterrichtete alles! Fest entschlossen und unter Aufbietung all meines Mutes brachte ich am Ende der ersten Singstunde meinen Wunsch vor, eine Querflöte mieten zu wollen. Leider habe man zur Zeit keine Flöte, und überhaupt seien ausser einem 3/4-Cello alle Instrumente ausgeliehen, wurde mir gesagt. Meine Enttäuschung war gross. Abends am Familientisch entschied dann aber meine Mutter, dass das doch überhaupt kein Problem sei, dann nehme man halt einfach dieses Cello! So kam es, dass ich mich während der kommenden vier Jahre im Gruppenunterricht (ausgerechnet zusammen mit zwei Querflötistinnen!) je länger je mehr mit dem Cello anfreundete.

 

Endgültig überzeugt von der Richtigkeit «meiner» Instrumentenwahl war ich dann während der Seminarzeit. Ich bekam eine ganze Lektion Einzelunterricht. Begeistert spielte ich im Schulorchester und in Ensembles mit und genoss die alljährlich stattfindenden Konzertauftritte sehr. Mein erster Solo-Einsatz in Corellis «Concerto Grosso per la Notte di Natale» in der Stadtkirche Aarau bleibt mir unvergessen.

1971 kam ich als junge Lehrerin nach Urnäsch. Bald trat ich dem Orchesterverein Herisau bei. Seitdem bin ich Mitglied, erlebte die Umbenennung in «Kammerorchester Herisau» und die spätere Fusion zum «Appenzeller Kammerorchester» mit. Die Probeabende waren für mich, neben vielfältiger, lustvoller, lehrreicher Kammermusikpflege im privaten Rahmen, wichtige Oasen im Familien- und Berufsalltag.

Seit etwas mehr als 50 Jahren gehöre ich zu diesem Orchester, gehört dieses Orchester zu mir. Was eine Orchestergemeinschaft ausser Musikmachen auch noch bedeuten kann, habe ich hautnah erlebt. Der Zusammenhalt trägt und hilft in schwierigsten Lebenssituationen. Ich danke allen, die diese Gemeinschaft tragen und prägen und wünsche mir für die kommende Generation ebensolche bereichernde Erfahrungen im gemeinsamen Musizieren!

 


Verabschiedung nach über 50 Jahren

 

Erinnerungen - ein riesiger Schatz

«… ufhöre, solangs no weh tuet und de letscht Ton no klingt.» Mit einem treffenden Text, von Werner Meier fröhlich-bunt illustriert, verabschiedete sich Barbara Herzer, Herisau, an der letzten Hauptversammlung als aktives Mitglied. Dem Appenzeller Kammerorchester bleibt sie als Gast an den Konzerten und im Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen verbunden. Danke, Barbara, für Dein langjähriges Engagement!

 

Verabschiedung nach über 50 Jahren. Bild. Marc Fahrni.

 

 

Anita Dörler, Präsidentin, Wildeggstrasse 40, 9000 St.Gallen, 071 222 82 66
praesidentin@kammerorchester-ar.ch

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