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Newsletter Appenzeller Kammerorchester April 2025

Newsletter Appenzeller Kammerorchester April 2025
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April 2025

Geschätzte Freundinnen und Freunde des Appenzeller Kammerorchesters

Wichtig seien nicht in erster Linie die  durchaus ambitionierten  Ziele, sondern die Motivation, gemeinsam gute Musik zu machen, sagt Peter Grob, unser neuer Dirigent, zu seinen ersten Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit dem Orchester. Kein Neuanfang, sondern die Fortführung der Arbeit mit neuen Impulsen. Lassen Sie sich davon überzeugen an unseren Konzerten im Juni. Und überraschen mit wenig bekannten Werken aus dem Barock.


Wir freuen uns über Ihr Interesse und Ihre Unterstützung und wünschen Ihnen fröhliche und klingende Ostern. 

Anita Dörler, Präsidentin

 


Musik aus dem italienischen Hochbarock

Concerto Madrigalesco

Die ersten Konzertprogramme des Appenzeller Kammerorchesters unter der neuen musikalischen Leitung stehen auch im Zeichen des Kennenlernens, und so widmet sich jedes der musikalischen Sprache und dem Stil einer bestimmten Generation.

 

Illustration: Werner Meier.

 

Das aktuelle Programm konzentriert sich auf Musik des italienischen Hochbarocks. Die Werke passen zum Aufführungsort Kirche, und im Konzert werden für das Continuo neben dem Cembalo auch die lokalen Orgeln eingesetzt.

Entstanden sind die Werke zwischen 1690 und 1740. Der bekannteste Vertreter dieser Zeit ist Antonio Vivaldi. Von ihm spielt das Orchester ein Concerto für Oboe und Violine mit den Solistinnen Helen Moody und Christine Baumann. Vivaldis konzertante Musik ist so bekannt wie populär. Doch er war nicht nur Geiger und Komponist, sondern auch Priester. Mit dem Concerto Madrigalesco zeigt das Orchester auch die unbekanntere Seite seines Schaffens – Musik, die vermutlich für eine kirchliche Andacht entstanden ist. Der Titel verweist auf den Stil der Madrigalen der Renaissance und des Frühbarocks, auf eine polyphone, vokal geprägte Struktur.

Die Werke von Evaristo Felice Dall’Abaco und Giovanni Bononcini wurden früher, in den 1790er Jahren, aber ebenso für kirchliche Zwecke komponiert. Typischerweise beginnen sie mit langsamen Sätzen. Die schnellen Sätze überraschen hingegen durch ihre Frische und Unkonventionalität. Beide Komponisten waren in jungen Jahren Orchestermusiker und schrieben diese Werke im Rahmen ihrer Anstellung bei kirchlichen Ensembles. Die jungen Komponisten träumten von der Oper. Bononcini konnte diesen Traum verwirklichen und war einige Jahre lang neben Händel der grosse Star in London. Dall'Abaco hingegen wirkte ab 1696 treu im Orchester des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel - in Münschen ebenso wie an verschiedenen europäischen Höfen während dessen politschem Exil.

Typisch für die konzertante italienische Musik des frühen 18. Jahrhunderts ist das Concerto Grosso, bei dem jeweils eine Solistengruppe im Wechselspiel mit dem ganzen Orchester im Dialog steht. Diese Form wird bis heute verwendet. Auch Mozarts Serenata Notturna, die er 1776 für den Karneval in Salzburg geschrieben hatte, ist ein eigentliches Concerto grosso. Mit dieser heiteren Musik beschliesst das Orchester den Sommerabend und weist zugleich auf das Dezember-Programm hin: In der zweiten Jahreshälfte widmet es sich der Sprache und den Gesten der Wiener Klassik. 


Konzertdaten

  • Freitag‍, 20. Juni 2025, 19.30 Uhr, Reformierte Kirche Heiden
  • Samstag, 21. Juni 2025, 19.30 Uhr, Reformierte Kirche Urnäsch
  • Sonntag, 22. Juni 2025, 17.00 Uhr, Reformierte Kirche Gais 

Zusammenarbeit im Zeichen des Kennenlernens

Gemeinsam gute Musik machen

Seit Anfang Jahr leitet Peter Grob das AppenzellerKammerorchester. Seine ersten Erfahrungen schildert er positiv.

 

Ein neues Orchester dirigieren - was ist da besonders anspruchsvoll?

Als erstes geht es natürlich ums Kennenlernen. Je besser ich die einzelnen Musikerinnen und Musiker sowie das Ensemble kenne, desto genauer kann ich die Proben planen und das Programm bis zum Konzert auf den Punkt bringen.


Die nächsten Konzerte hast Du dem Kennenlernen gewidmet. Mit welchen Zielen?

Zunächst suchen wir nach dem geeigneten gemeinsamen Arbeitstempo und der inspirierten Atmosphäre, damit bei allen die Kreativität (und nicht eine Fehlervermeidungsstrategie) im Vordergrund stehen kann. 


Zum Kennenlernen gehört aber auch die Entwicklung der musikalischen Kommunikation. Als Dirigent mach ich keine Töne. Um neben den allgemeinverständlichen Schlagbildern meinen persönlichen Ausdruck einbringen zu können, braucht es zunächst zusätzlich viel Mimik, gesungene Passagen und erklärende Worte. 


Wir widmen die kommenden Programme jeweils der Tonsprache einer Generation und können so an allgemeingültigen stilistischen Fragen arbeiten. Die Gesten der galanten Musik erfordern beispielweise eine entsprechende Bogentechnik. Ich schätze es sehr, dass wir diese Musik mit Barockbögen spielen können.

Mit der gewonnenen Stilsicherheit gewinnen wir später auch mehr Zeit für Komplexität, Tiefe und Präzision. 


Was sind Deine Eindrücke von der Zusammenarbeit mit dem AKO nach den ersten drei Monaten?

Mit dem Appenzeller Kammerorchester durfte ich von Jürg Surber ein ausserordentlich gut eingespieltes Ensemble übernehmen. Auch die aktive Rolle der Stimmführer/innen und der Konzertmeisterin Christine Baumann trägt dazu bei. Die Freundlichkeit, die Aufmerksamkeit und Neugier der einzelnen Musikerinnen und Musikern bieten mir die günstigste Grundlage, für vielseitigen Kennenlernprozess. Statt die anspruchsvollen Herausforderungen im Mittelpunkt zu sehen, möchte ich viel mehr über die Motivation, gemeinsam gute Musik zu machen, die durchaus ambitionierten Ziele erreichen. Die Leichtigkeit ist gut hörbar.

 

Peter Grob, der neue Dirigent des Appenzeller Kammerorchesters. Bild: zVg.



‍Ein Wort zum Geld

Musik macht Ihnen Freude. Uns auch. Wir spielen gern und freuen uns, wenn wir unser Publikum begeistern können. Ein Konzert ist aber auch – neben dem grossen freiwilligen Engagement der Mitglieder - mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden. Je nachdem, ob wir Solistinnen und Solisten engagieren und uns Bläserinnen und Bläser unterstützen, entsteht pro Konzertreihe für faire Löhne und Gagen, Sozialleistungen, Mieten, Werbung und mehr ein Netto-Aufwand 20'000 bis 30'000 Franken. Darum sind wir allen sehr dankbar, die uns regelmässig grosszügig unterstützen, dem Kanton Appenzell Ausserrhoden, mehreren Gemeinden, vor allem aber auch den verschiedenen kulturell engagierten gemeinnützigen Stiftungen. 


Und Ihr Beitrag? Das Appenzeller Kammerorchester verzichtet bewusst auf einen 

Ticketverkauf und macht am Schluss eine Kollekte. Um unsere Kosten decken zu können, sind wir den Konzertbesucherinnen und -besuchern dankbar für einen angemessenen finanziellen Beitrag (Zielwert 20 bis 30 Franken für Erwachsene, Kinder frei). 

Gönnerinnen und Gönner sind zudem herzlich willkommen als Mitglied in unserem «Freundeskreis» (www.kammerorchester-ar.ch).


Seit über 30 Jahren im Orchester: Marc Fahrni, Cello

«Ich mag den authentischen barocken Klang sehr»

Bild: zVg.

 

Unterdessen spiele ich seit über 30 Jahren im Appenzeller Kammerorchester beziehungsweise vor der Fusion mit dem Herisauer Orchester im Kammerorchester Appenzeller Mittelland. Es war und ist mir stets eine Freude, mit Gleichgesinnten ein schönes Konzert zu erarbeiten. Zudem schätze ich den Ausgleich zu meiner Arbeit als IT-Fachmann und Betriebswirt. Im Orchester gibt es keine anderen Gedanken als die Musik. Die neurologische und motorische Hochleistung ist das Zusammenspiel der Augen, Ohren und Finger. Wenn beim Anspielen eines neuen Stücks die einzelnen eigenen Töne, Fingersätze und Striche im Vordergrund stehen, ist es schon bald der Gesamtklang aller Stimmen, der die wahre Musik ausmacht. Dabei muss ich nicht nur meine eigenen Töne im Griff behalten und meine eigenen Noten lesen, sondern auch immer die Harmonie mit den anderen Streichern suchen. Stets im peripheren Hör- und Blickfeld sind auch der Dirigent und die Konzertmeisterin, das erste Pult des Celloregisters und meine direkten Nachbarn.


Ich werde häufig gefragt, wie ich denn die Töne ohne Bünde (wie bspw. bei Gitarren) finde. Sie sind halt dort, wo sie immer waren! Nicht selten korrigieren wir Streicher im Spiel die Position der Griffhand. Aufgrund der Obertöne ist – gerade im Orchester – ein C nicht immer an der gleichen Stelle; es kommt auf die Tonart und die Harmonie an. So sind wir Streicher in der Lage, ein C etwas höher oder tiefer zu greifen – je nach angestrebter Harmoniewirkung.


Ich hatte mit neun Jahren meine ersten Cellostunden. Wieso Cello? Meine ältere Schwester spielte damals Geige; vielleicht wollte ich einfach etwas Grösseres als sie... Damals mussten wir zuerst den frühmusikalischen Unterricht mit Schlaginstrumenten besuchen und dann fürs Notenlesen noch mindestens ein Jahr Flöte spielen. Meine Lehrerin Bettina Scott aus Romanshorn war überzeugt, dass der authentische Celloklang nur auf Darmsaiten erzielt werden kann. Man konnte bei ihr nur auf Darmsaiten lernen. Was macht es denn aus, auf Darmsaiten zu spielen? Darmsaiten haben ein wärmeres Timbre. Sie tönen normalerweise weniger laut und brillant. Sie eignen sich deshalb besonders für unser Orchester, das sich der Pflege der barocken Literatur verschrieben hat. Früher spielte man nur auf Darmsaiten. Mit meinen Darmsaiten bin ich heute fast allein im Orchester. Zusammen mit dem barocken Bogen entsteht der sehr authentische barocke Klang, den ich so sehr mag.


Bild: hs.


  

Anita Dörler, Präsidentin, Wildeggstrasse 40, 9000 St.Gallen, 071 222 82 66
praesidentin@kammerorchester-ar.ch

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