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Newsletter Appenzeller Kammerorchester März 2022

Newsletter Appenzeller Kammerorchester März 2022
 
 

 

März 2022

 
         
   


Liebe Freundinnen und Freunde des Appenzeller Kammerorchesters

Frühlingshaft heiter strahlt Werner Meiers Illustration zu unseren nächsten Konzerten. TUTTI SOLI ist Programm: Wir begleiten wiederum junge Solistinnen und Solisten der Talentschule der Kanti Trogen. Der musikalische Bogen spannt sich diesmal von Händels Opernwelt bis zu Werken der Romantik. Ungewöhnlich dabei das Saxophon als Soloinstrument. Lassen Sie sich überraschen!

Worum uns viele Laienorchester beneiden, ist unser starkes Bratschenregister. Stimmführer ist Erwin Sager. Er berichtet über seine Beziehung zur Musik, ganz besonders zur Appenzeller Volksmusik, und eben zu den Bratschen. Was er in seinem Text verschwiegen hat, sind seine eigenen Kompositionen, die das Appenzeller Kammerorchester immer wieder gerne spielt, ganz besonders das «Ledi-Zäuerli», das er im Jahr 2013 für die Auftritte auf der Ledi-Bühne aus Anlass der 500-jährigen Zugehörigkeit Appenzells zur Eidgenossenschaft eigens für uns komponiert hat. 

Und zum Schluss schliesslich noch ein erster Hinweis auf unsere Konzerte im Dezember: Gemeinsam mit dem «chorwald» werden wir das Oratorium «Messiah» von Georg Friedrich Händel aufführen. Die Daten bald auf unserer Homepage: www.kammerorchester-ar.ch

Wir freuen uns auf Ihren Besuch an unseren Konzerten!

Anita Dörler, Präsidentin

   
   

Programm mit starken Kontrasten

Von Händels Opernwelt zu Werken der Romantik

Illustration: Werner Meier.

Unter dem Titel TUTTI SOLI knüpft das Appenzeller Kammerorchester an die Tradition von Konzerten mit jungen Solistinnen und Solisten der Kantonsschule Trogen an. In diesem Programm spielen und singen Lernende der Talentklasse Musik, einem Angebot, das an der Schule in den letzten vier Jahren aufgebaut wurde. Es bietet den Jugendlichen eine Zusatzstunde pro Woche auf dem Hauptinstrument, ergänzt mit Unterricht im Nebenfachinstrument sowie Gehörbildung und Musiktheorie. Dazu kommen regelmässige öffentliche Auftritte solo und in Ensembles.

Das Programm hat zwei Schwerpunkte, einerseits Werke aus Opern von Georg Friedrich Händel, andererseits symphonische Werke der Romantik. Der polnische Komponist Henryk Wieniawski war geprägt von der klassischen Tradition, verband diese aber mit geigerischer Virtuosität, wie dies beim Publikum in den Salons und Konzertsälen des 19. Jahrhunderts beliebt war. Mit Edvard Griegs populärem Klavierkonzert setzen wir in der Hochblüte der Romantik einen nordischen Schwerpunkt. Alexander Glasunows Werk vertritt mit erweiterter Harmonik und kühnen polyrhythmischen Überlagerungen die Epoche der Spätromantik. Mit dem Saxophon ist ein Instrument zu hören, das man stilistisch gewohnheitsmässig dem Jazz zuordnet und das in klassischen Kompositionen eher selten als Soloinstrument zu hören ist.

Die Opernarien von Georg Friedrich Händel bilden einen starken Gegensatz zu den schwelgerisch satten romantischen Klängen. Die Ausdruckskraft liegt in der musikalischen Deutung des Textes. Leid, Schmerz und Triumph liegen nahe beieinander, und Händel gelingt es, dieses emotionale Spannungsfeld in differenzierten Klangfarben hörbar zu machen. Von der Ouverture aus «Rinaldo» bis zum Schlusschor aus «Giulio Cesare» entsteht so ein geraffter Gang durch Händels Opernwelt. Es fehlen nur die im barocken Theater üblichen Showeffekte – die müssen Sie sich selbst vorstellen. Wir wünschen dazu viel Vergnügen!

  • Samstag, 7. Mai 2022, 19.00 Uhr, Ref. Kirche Rehetobel
  • Sonntag, 8. Mai 2022, 17.00 Uhr, Pfalzkeller St.Gallen

Die Solistinnen und Solisten der TUTTI-SOLI-Konzerte sind Lea Cecchinato, Mira Frischknecht, Mona Hagmann, Florian Kofmehl, Noemi Weber, Gesang; Florence Dubois, Violine; Lorena Frey, Saxophon; Lisa Müller, Klavier. Mehr zu ihnen und ihrer Beziehung zur Musik auf der Homepage: www.kammerorchester-ar.ch.



Bratscherwitze fehl am Platz

Unter Musikern gelten die Bratscher als die Deppen im Orchester («Bratscher halten den Quintenzirkel für eine spiritistische Sitzung…»). Nicht so im Appenzeller Kammerorchester. Wir sind schliesslich keine Profis.

Ich kam aus Verlegenheit zur Bratsche. In der damaligen Formation gab es eine Bratsche, aber niemanden, der sie spielte. Aus Lust an Neuem nahm ich sie zu mir, obwohl ich von Hause aus immer Geige gespielt habe. Der neue Ton war schäbig, seine Tonlage aber faszinierend. Ich besorgte mir bald ein eigenes, besseres Instrument und schwelgte nun in den runden, tiefen Tönen. Die hohen scharfen der Violine vermisste ich nicht. Von da an hat mich die Viola nicht mehr losgelassen.

 
Stimmführer bei den Bratschen: Erwin Sager. Bild: Christian Fitze.

Im Appenzeller Kammerorchester bin ich Stimmführer im Bratschenregister. Wir sind zu fünft. Das ist eine Grösse, um die uns manch anderes Laienorchester beneidet. Ich bin der Hahn im Korb neben «meinen» vier Frauen und sitze vorn. Da habe ich guten Kontakt zu den anderen Stimmen und zum Dirigenten. Die Pausen, die in den Bratschennoten häufig vorkommen, muss ich möglichst zuverlässig durchzählen und mit richtigem Bogen wieder einsetzen. In diesen Momenten meine ich alle Augen der andern auf mir zu spüren. Was soll’s? Die zählen sicher auch und sind bestätigt oder machen es besser. Schliesslich muss ich nicht allein die Welt retten. Wir sind ein Team. Ich bin stolz auf unser Bratschenregister. Unsere Stimme ist nämlich – so unwichtig sie im orchestralen Zusammenklang scheinen mag – doch unverzichtbar. Sie ist nicht so prominent im Scheinwerferlicht wie andere Stimmen, dafür lastet weniger Druck auf uns. Das entspricht mir.

Schon mit zehn Jahren hatte ich meinen ersten Geigenunterricht. Mein Einsatz war eher wechselhaft, die musikalische Begabung jedoch offensichtlich. Ich weiss noch, wie schon damals mein Spiel oft die Noten verliess und auf eigenen Wegen weiter trällerte. So konnte aus mir nie ein Virtuose werden, das merkte ich bald. Mit 21 Jahren bekam ich Zugang zur Appenzeller Volksmusik. Da fühlte ich mich schnell zuhause, hatte meine unangefochtene Position und unerschöpfliche Möglichkeiten, immer noch mehr zu lernen und das Zusammenspiel jedes Mal zum Erlebnis zu machen. Über 30 Jahre zog ich von Anlass zu Anlass, oft zum Leidwesen meiner Familie, was ich heute bereue. Doch das Aufmachen war meine Welt. Ich hatte eine Riesenzahl von Melodien im Kopf, die ich abrufen und auswendig spielen konnte. Vor diesem Hintergrund ist mein lockerer Umgang mit gedruckten Noten und dem offenen Ohr für die Stimmen rundum erklärbar. Als ich nach einer längeren Pause von der Volksmusik in das damalige Mittelländer Orchester in Trogen eintrat, hatte ich Mühe mit der komplizierten Notenschrift, konnte dafür jeden einzelnen Mitspieler und seine Misstöne hören. Bis ich schliesslich zur Bratsche kam. Heute bin ich versöhnt mit dem Ab-Blatt-Spiel, auch mit dem anderen Notenschlüssel.

Als Stimmführer müsste ich Vorbild sein, bin es aber nicht immer. Zum Beispiel entspricht mein Bogenstrich nicht immer der Abmachung, was meine Mitspielerinnen verunsichert. Oder dann wollen die schnellen Passagen nicht mehr so schnell gelingen wie früher. Das verunsichert mich selbst. Was mich aber immer wieder beglückt, ist das Zusammenspiel, wenn die Musik zum Leben erwacht, unsichtbar, aber spürbar im Raum schwingt und nimmt und gibt. Da geht mir mein Herz auf, und ich umarme mein Orchester. 

 Auch in der Volksmusik zuhause. Bild: ad.

   

 

www.kammerorchester-ar.ch


Anita Dörler, Präsidentin, Wildeggstrasse 40, 9000 St.Gallen, 071 222 82 66
praesidentin@kammerorchester-ar.ch

 

 
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