Haydn, Mozart, Rigel - die Dezemberkonzerte des Appenzeller Kammerorchesters sind der Wiener Klassik gewidmet. Wobei Paris dabei eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Die Musiker jener Zeit waren viel unterwegs auf der Suche nach Aufträgen und Anstellungen. Dort entstand auch Mozarts Konzert für Flöte und Harfe in C-Dur, KV 299.
Appenzeller Kammerorchester. Bild: hs.
Den Auftakt mache Joseph Haydns Ouvertüre zu «Lo speziale» (Der Apotheker) in G-Dur. Die kompakte Opera buffa entstand 1768 als spritzige Unterhaltung für das höfische Publikum und die schlosseigene Bühne des Fürsten Nikolaus Esterházy in Eisenstadt. Die charmante Ouvertüre hat Drive, Spirit und eröffnet das Konzert – auch ohne folgende Komödie – mit guter Laune.
Auf der Suche nach Anstellung
Wolfgang Amadeus Mozart, damals 21 Jahre alt, und seine Mutter Anna Maria (58) verliessen im September 1777 Salzburg, weilten in München, Augsburg und Mannheim, kamen im März 1778 schliesslich nach Paris. «Sie» waren auf der Suche nach einer festen Anstellung als Kapellmeister. Die Mozarts kannten die gesellschaftlichen Gepflogenheiten der Stadt gut. Wolfgang wurde neu eingekleidet. Auch besorgte er sich «einen schönen Degen» – was der Vater, zurückgeblieben in Salzburg, vor allem teuer fand.
Trotzdem, die Bemühungen blieben erfolglos: Einstellen wollte das Wunderkind niemand. Mozart muss unter grossem Druck seiner Eltern gestanden sein.
Harfe und Flöte in Paris «en vogue»
Mozart war weiterhin gezwungen, Kompositionsaufträge zu akquirieren. Und so schrieb er für die Tochter eines Fürsten eine «Sinfonia Concertante» für Flöte und Harfe in C-Dur, KV 299, obwohl er weder von ihrem Harfenspiel noch von der Flöte viel hielt. Aber wie auch der erwähnte Degen waren die Form der «Sinfonia Concertante» und die Harfe in der gehobenen Pariser Gesellschaft eben en vogue.
Harfenspieler auf Ofenkachel, Palazzo Vertemate Franchi, Chiavenna. Bild: ad.
Im Juli folgte für Mozart noch der schwere Schlag. Die Mutter starb. Die Heimreise im September musste Wolfgang allein antreten. Das alles ist den meisten Komposition nicht anzuhören, einige sind gar ausgesprochen leicht.
Konzertreihen für das Bürgertum
Wegweisend für die Entwicklung des musikalischen Geschmacks waren in der Zeit der Klassik die «Concert Spirituel», eine der ersten Konzertreihen für das Bürgertum. Die Unaufmerksamkeit des Publikums war den Komponisten wohl bekannt und veranlasste sie, grell und überraschend zu schreiben. Für diese Konzerte hat Mozart seine berühmte «Pariser»-Sinfonie geschrieben und auch Haydn wurde hier regelmässig aufgeführt.
Auch Henri-Joseph Rigel hat für die «Concert Spirituel» geschrieben. Seine c-Moll-Sinfonie op. 12/4 aus dem Jahr 1774 ist Ausdruck des neuen musikalischen Zeitgeists, gleicht Haydns «Sturm und Drang»-Sinfonien und ist gleichzeitig eben auch vom Geschmack des Pariser Publikums geprägt.
Rigel wurde 1741 in Wertheim (bei Würzburg) geboren, erhielt seine musikalische Ausbildung beim eigenen Vater und später bei Niccolò Jommelli am württembergischen Hof. In seinen 20ern zog er nach Paris, wo er als Komponist und Professor am Conservatoire wirkte.