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Newsletter Appenzeller Kammerorchester März 2023

Newsletter Appenzeller Kammerorchester März 2023

 

  

 

 

 

  

 
 

März 2023

 
         
   

Liebe Freundinnen und Freunde des Appenzeller Kammerorchesters

Die klassische Musik sei tot, so die Behauptung, die unlängst durch die Medien ging. Von wegen! Die Begeisterung des Publikums an den drei «Messiah»-Aufführungen des Appenzeller Kammerorchesters und des «chorwald» widerlegt diese These mit Nachdruck. Gerade weil wir mit unseren Programmen immer wieder auch neue Wege gehen, Neues wagen, bleibt die klassische Musik so lebendig wie eh und je.

Eine musikalische Zeitreise durch drei Jahrhunderte verspricht das neue Programm «Wellengänge im Klang der Zeit». «Wellengang» heisst ein neues Werk von Jürg Surber, das an den Konzerten uraufgeführt wird. Zu dessen Entstehung lesen Sie das Interview mit dem Komponisten.

Reservieren Sie sich die Daten und lassen Sie sich überraschen! Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Anita Dörler, Präsidentin 


Musikalische Zeitreise

Das neue Programm des Appenzeller Kammerorchesters nimmt die Jahrzahl 2023 als Ausgangspunkt für einen Rückblick über 300 Jahre Musikgeschichte, die im Zeitraffer erlebt werden können.

Zu Beginn des Konzerts erklingt die 1723 geschriebene Sinfonia «Hipocondrie» von Jan Dismas Zelenka, der auch als böhmischer Bach bezeichnet wird. In diesem Werk wird das Streichorchester mit zwei Oboen und Fagott erweitert, was typisch ist für Zelenka, aber natürlich auch für die Musik aus der Blütezeit des Barock.

Im Jahr 1823 schrieb Franz Schubert den Liederzyklus «Die schöne Müllerin», woraus vier Lieder in Bearbeitung für Tenor und Streicher erklingen. In diesen Liedern spielt ein Bach eine zentrale Rolle, allerdings nicht geografisch fixiert, sondern als Metapher für den Lebensfluss, der immer weitergeht und sich nicht aufhalten lässt.

Aus dem Jahre 1923 erklingt ein Werk des englischen Komponisten Gustav Holst, «A Fugal Concerto», das mit Elementen aus der Barockmusik und der Klassik dem Neoklassizismus zugeordnet wird. 

Für das Jahr 2023 steht «Wellengang», eine Komposition des Dirigenten Jürg Surber auf einen Gedichttext von Peter Surber, die dem Programm den Titel gegeben hat.

Schliesslich kommt ausserhalb dieser 100-Jahr-Zahlenreihe die berühmte «Holberg-Suite» von Edvard Grieg zur Aufführung. Die Suite ist für sich allein ein Beispiel eines musikalischen Zeitsprungs. Grieg schaut mit seinem spätromantischen Blick zurück auf eine 200 Jahre alte Klangwelt. Barocke Tanzsätze wie Gavotte oder Sarabande erklingen mit romantisch-expressivem Ausdruck und lassen die Zeit des dänisch-norwegischen Dichters Ludwig Holberg aufleben, für dessen 200. Geburtstag der Komponist das Werk im Jahre 1884 geschrieben hat.

Solistinnen und Solist: Tabea Keller, Flöte, Helen Moody, Oboe, und Jens Weber, Tenor. Die Leitung haben Jürg Surber und Helen Moody.

   
   

Konzertdaten

  • Freitag, 12. Mai 2023, 19.30 Uhr, Reformierte Kirche Waldstatt
  • Samstag, 13. Mai 2023, 19.30 Uhr, Kirche Wolfhalden

Das Programm ist - in einer leicht geänderten Fassung - auch zu hören am

  • Sonntag, 14. Mai 2023, 17.00 Uhr, Reformierte Kirche Bühler

Uraufgeführt wird hier die musikalische Collage «... und immerzu fliesst der Rotbach», von Jürg Surber zum 300-Jahr-Jubiläum der Gemeinde Bühler 2023 komponiert. 


Jürg Surber zu seiner Komposition «Wellengang»

Der Bach als Sinnbild für das Leben

«Wellengang» - Deine Komposition hat das Wasser eines Bachs zum Thema. Wie kam es dazu? Was fasziniert Dich am Wasser?
Der Bach als Sinnbild für unseren Weg durch das Leben, so wie ihn die Romantiker verstanden haben, hat mir schon immer gut gefallen, besonders bei den Liedern von Schubert. Insofern finde ich es sehr schön, dass wir im Programm einige ausgewählte Lieder aus dem Zyklus «Die schöne Müllerin» integrieren können. Die Frage, wie das Fliessen, das Beständige und doch ständig sich Verändernde und die verschiedenen Stimmungen und Orte, durch die der Bach durchfliesst, musikalisch umgesetzt werden können, hat mich interessiert. Ich bin ja nicht der erste, der dies versucht. Am «Monument» Moldau, in dem Smetana von der Quelle bis zur Meeresmündung Landschaften und den Wellengang des Wassers genial umgesetzt hat, soll meine Komposition allerdings nicht gemessen werden...

Ein Bach fliesst, gurgelt manchmal, tobt über einen Wasserfall - wie gelingt es Dir, das musikalisch umzusetzen?
Ob es gelingt, sollen andere beurteilen. Für den ruhigen steten Fluss des Wassers und den Wellengang habe ich eine melodisch wellenartige Melodie in ungeradem Takt im steten Wechsel von 7/8- und 9/8-Takt geschrieben. Auf dem Ostinato der tiefen Streicher entstehen nach und nach zwei Melodien der Geigen. Mit dem Legato-Bogenstrich wird das Wellenartige nicht nur hörbar, sondern in der Bewegung der Musikerinnen und Musiker auch sichtbar. Das Tosen des Wasserfalls ist mit Dynamik-, Artikulations- und Taktwechsel deutlich zu erkennen. Der vorerst komplex aufeinandergeschichtete fünf- bis sechsstimmige Orchesterpart endet in einem absteigenden Unisonolauf; wenn man hier die Wassermassen herunterstürzen hört, ist das Programmmusik wie einst bei Smetana. Und auch in meinem Stück wiederholt sich das wellenartige Grundmotiv (wie Smetanas populäres Moldauthema) und zeigt damit sinnbildlich den steten Lauf des Wassers – unser Konzertprogramm hätte auch «panta rhei» heissen können.


Jürg Surber. Bild: Bodo Rüedi.

Sitzst Du am Bach und die Melodien entstehen, oder wird heute doch eher am Computer komponiert?
Es ist eine Mischung. Die ersten Ideen, ein Motiv, eine Melodie, manchmal auch eine Akkordfolge oder eine Vorstellung der Form des Stückes, entstehen im Kopf. Als nächsten Schritt schreibe ich dann mit Bleistift (und Gummi …) diese Ideen in ein Heft, probiere aus und setze mich ans Klavier, um Harmonisierung oder mehrstimmige Elemente zu kontrollieren und weiterzuentwickeln. Danach folgt die Notation am Computer, immer wieder unterbrochen durch Ausprobieren am Klavier. Das Abspielen der notierten Musik ist natürlich auch eine grosse Hilfe. Ohne Notationsprogramm ist Komponieren für mich nicht mehr denkbar, aber der Prozess im Kopf ist immer der entscheidende Impuls für ein Werk.

Wie viel Arbeit steckt hinter Deiner Komposition und wann bist Du zufrieden mit dem Werk?
Ich zähle die Stunden nicht, es sind sehr viele. Wenn das Ganze als Entwurf einmal steht, kommen Korrekturen, ich überprüfe die Gesamtform in ihrer «Dramaturgie» und finde auch immer wieder Fehler… Danach kommt das Formatieren der einzelnen Orchesterstimmen, was relativ aufwändig ist, bei Streicherstimmen insbesondere auch das Setzen der Bogenstriche, Überlegungen zum Blättern, Artikulationszeichen usw. Zufrieden bin ich, wenn in der ersten Probe der Klang meiner inneren Vorstellung entspricht und natürlich auch, wenn das Echo der Musikerinnen und Musiker positiv ist.

Zum «Wellengang» vielleicht noch Folgendes: Dem Werk liegt ja ein Gedicht meines Bruders Peter zugrunde. Das war ein spannender Prozess, weil das Gedicht die Musik und umgekehrt die Musik auch wieder den Text beeinflusst hat. Das ging als «digitale Welle» einige Male von Wald nach Trogen über das Goldachtobel hinweg, bis beides seine endgültige Form hatte. Als ich mit der Komposition fertig war, fiel mir das Gedicht von Goethe «Gesang der Geister über den Wassern» in die Hände und ich war verblüfft über die thematische Ähnlichkeit (Schubert hat ja diesen Text auch in mehreren Fassungen vertont). Und schliesslich stiess ich vor ein paar Tagen zufällig auf einen früheren Kompositionsentwurf aus dem Jahr 2016, wo ich, inspiriert durch Meereswellen, ein repetiertes Motiv in der Abfolge von 7/8- und 9/8-Takt geschrieben hatte, darüber eine Melodie ähnlich der jetzt geschriebenen. Ich hatte das Stück, das nicht über das handschriftliche Stadium hinausgekommen war, völlig vergessen. Solche Zufälle, d.h. eben Dinge, die einem zu-fallen, sind eine besondere Freude. Bei Heraklit heisst es: Verbindungen. Ganzes und Nichtganzes, Zusammengehendes und Auseinanderstrebendes, Einklang und Missklang und aus Allem Eins und aus Einem Alles. Auf Heraklit komme ich, weil von ihm auch der Satz stammt: Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen. Schön, oder? 


Viel Lob und Anerkennung für Händels «Messiah»

Bewegende und inspirierende Interpretation 


Applaus für das Konzert in Teufen. Bild: Monica Dörig.

Es braucht wohl eine Portion Mut, um ein Werk wie Händels «Messiah», das viele genau zu kennen glauben, in Angriff zu nehmen und dabei – durchaus eigenwillig – auch noch Bezüge zur Gegenwart herzustellen. Doch der Mut hat sich für das Appenzeller Kammerorchester und den «chorwald» gelohnt. Das Publikum an den drei Konzerten in Teufen, Altstätten und Trogen war begeistert. Ein grossartiges und eindrückliches musikalisches und inhaltliches Erlebnis, sei es gewesen, so das Echo einer Zuhörerin. Besonders die Zwischenspiele oder Interludien von Heidi Eisenhut und Jürg Surber gingen unter die Haut und stimmten nachdenklich. Auch die Solistinnen und Solisten überzeugten. «Ein grosses Werk grossartig interpretiert» titelten der «Appenzeller Volksfreund» und das «Anzeige-Blatt» für Gais und Bühler.

Mozarts Requiem, das Weihnachtsoratorium von Bach, Händels «Messiah» – Chor und Orchester freuen sich auf die nächste Gelegenheit zur Zusammenarbeit.


Für Nina Irniger ist die Geige ein wunderbares Instrument

«Das Orchester bedeutet mir sehr viel»

 













Nina Irniger am Konzert im Pfalzkeller, Mai 2022. Bild: Bodo Rüedi.

«In meiner Verwandtschaft spielen oder spielten viele Geige. Deshalb war mir schnell klar, dass ich ebenfalls dieses wunderbare Instrument (spielen) lernen möchte. Schon früh durfte ich im Orchester der Musikschule in Heiden Erfahrungen im Zusammenspiel mit anderen sammeln. Während meiner Zeit an der Kantonsschule in Trogen war ich Mitglied im Kantiorchester. Als ich mein Studium an der PHSG begann, wollte ich gerne wieder mit anderen zusammen musizieren. So stiess ich aufs Appenzeller Kammerorchester. Ich bin sehr froh darüber, seit bald sechs Jahren ein Teil davon zu sein.

Vor zwei Jahren bin ich von Wald nach Heiden gezogen, da ich seit 2020 als Klassenlehrerin an der Primarschule in Heiden tätig bin. Meine Geige durfte mich auch schon im Unterricht begleiten und die Kinder hatten grosse Freude beim Ausprobieren.

Im Orchester dabei zu sein, bedeutet mir sehr viel. Umgeben von so vielen liebevollen Menschen ist es wunderbar, Musik zu machen. Während der Proben herrscht eine sehr herzliche Atmosphäre, und ich lerne immer wieder Neues dazu. Vor allem gefällt mir das Zusammensein an den intensiven Probewochenenden. Ich freue mich auf alle weiteren Projekte! Herzlichen Dank, dass ich bei euch mitwirken darf.»

 

 

 

 

www.kammerorchester-ar.ch


Anita Dörler, Präsidentin, Wildeggstrasse 40, 9000 St.Gallen, 071 222 82 66
praesidentin@kammerorchester-ar.ch

  

 
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